Vom 3. - 6. Juni fanden die Stiftungstage unter dem Titel «Prävention sexualisierter Grenzverletzungen – Risikosituationen transparent und professionell gestalten» statt. Rund 450 Mitarbeitende aus allen Institutionen der Stiftung zkj nahmen teil. Regula Enderlin, stellvertretende Geschäftsführerin und Bereichsleiterin «Schule und Wohnen» blickt in einem Interview auf die internen Weiterbildungstage zurück:
Regula, die Stiftungstage sind vorüber. Wie wirken sie bei dir nach?
Ich bin glücklich über die vielen schönen Rückmeldungen. Und darüber, gespürt zu haben, dass wir die «Prävention sexualisierter Grenzverletzungen» zurecht in den Fokus gestellt haben. Auch bin ich dankbar, dass Lukas Wunderlich sowie Valeska Beutel und Natalia Skowronek von «Limita» dieses Thema so unglaublich berührend vermittelt haben.
Weshalb widmet die Stiftung dem Bündner Standard so viel Aufmerksamkeit?
Der Schutz und die Gesundheit unserer Klientinnen und Klienten ist unsere zentrale Aufgabe. Das erreichen wir nur mit gesundem Personal, das sich sicher fühlt. Der Bündner Standard ist für die Prävention zentral. Mit der Erarbeitung und regelmässigen Überprüfung des Einstufungsrasters bleiben wir im Team über dieses Thema im Gespräch. Mit dem Kodex schaffen wir Rahmenbedingungen, die Übergriffe erschweren und das Ansprechen von Abweichungen erleichtern. Die Meldestelle stellt die sorgfältige Bearbeitung und Nachsorge von gemeldeten Situationen sicher. Die Bedeutung der Nachsorge kann nicht genügend hoch eingeschätzt werden. Grenzverletzungen gehören zwar zu unserem Berufsalltag, aber sie sind deswegen nicht weniger schlimm.
Weshalb wurde an den Stiftungstagen der Fokus auf sexualisierte Grenzverletzungen gelegt?
Der Kern des Bündner Standards ist, dass wir lernen, über Grenzverletzungen zu sprechen. Bei sexualisierten Grenzverletzungen ist das besonders schwierig. Man weiss, dass potenzielle Straftäter:innen die Unsicherheit für sich nutzen und gezielt Gelegenheiten für sexualisierte Grenzverletzungen schaffen. Beides macht die spezielle Aufmerksamkeit notwendig.
Der Bündner Standard ist sehr umfassend. Sind wir auf Kurs?
Ich denke schon. Die Institutionen erarbeiten bis zum Sommer den Einstufungsraster. Viele Institutionen haben für die interne Meldestelle Fachpersonen ausgebildet. Die Formulare zur Meldung der Vorfälle liegen bereit. Nun gilt es bis Ende Jahr die Verhaltenskodexe zu er- resp. überarbeiten.
Wie ist die Akzeptanz in den Institutionen?
Viele Institutionen haben bereits mit Elementen des Bündner Standards gearbeitet. Entsprechend war der Entscheid in der Institutionsleitungs-Konferenz sehr klar, als wir 2022 gemeinsam beschlossen haben, den Bündner Standard einzuführen.
Werdet Ihr die Stiftungstage in dieser neuen Form weiterführen?
Wir haben wie gesagt viele positive Rückmeldungen erhalten, die mich sehr gefreut haben. Die abschliessende Auswertung im Ausschuss Angebotsentwicklung liegt aber noch vor uns.
Vielen Dank, Regula, für das Gespräch.