Kafi mit Manuela Kuriger, Schulinternat Aathal
In unserer Serie «Kafi mit» stellen wir regelmässig Mitarbeitende aus der Geschäftsstelle und den Institutionen vor. Diesmal Manuela Kuriger, Küchenchefin und Berufsbildnerin im Schulinternat Aathal, die neben Tellern auch Näpfe füllt und im Hintergrund den Samichlaus spielt.
Hallo Manuela, geniess deinen Kaffee. Was ist deine Aufgabe im Schulinternat Aathal?
Ich bin leidenschaftliche Köchin für die 40 Kinder und Jugendlichen sowie die Mitarbeitenden des Schulinternats Aathal. Für sie koche ich jede Woche fünfmal das Mittagessen und zweimal den «Znacht». Als Küchenchefin plane ich die Menus und kümmere mich ausserdem um den Einkauf und das Büro. Dabei achte ich auf eine ausgewogene Ernährung und saisonale Zutaten. Zum Mittagessen gibt es meistens dreimal pro Woche etwas Vegetarisches und zweimal etwas mit Fleisch. Ich schaue, dass immer etwas auf den Tisch kommt, das die meisten Kinder und Jugendlichen mögen. Falls doch mal etwas auf dem Plan steht, das zwar gesund, aber nicht so beliebt ist, mache ich in der gleichen Woche zum Ausgleich Döner oder ein anderes Lieblingsgericht.
Wie läuft bei dir ein normaler Arbeitsalltag ab?
Ein normaler Arbeitstag beginnt bei mir um halb acht morgens und endet etwa um fünf Uhr – je nachdem, wie viel ich für den nächsten Tag und die Woche vorbereiten und erledigen muss. Zuerst werden die Zutaten gerüstet und nach einer kurzen «Znünipause» wird gekocht. Um 11:45 Uhr muss alles parat sein, denn dann wird das Essen von den Mitarbeitenden der Wohngruppen und der Tagessonderschulklassen abgeholt. Um 12:00 Uhr steht das Essen im Haupthaus für das Personal parat. Jedes Haus hat seinen eigenen Essbereich, wo die Betreuerinnen und Betreuer mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam essen. Sie waschen anschliessend auch selbst ab, räumen auf und bringen das saubere Geschirr wieder zurück zu mir in die Küche. Nach dem Mittagessen geht es bei mir weiter mit Aufräumen, Büroarbeiten, Bestellungen und dem Einkauf. Der Tag ist erst zu Ende, wenn alles erledigt ist.
Hast du auch direkt mit den Kindern und Jugendlichen zu tun?
Ja, aber nicht regelmässig. Die Kinder und Jugendlichen sind bei uns im Aathal bereits in einem Alter, in dem sie selbst kochen lernen können. Deshalb kochen sie jeden Mittwoch gemeinsam mit ihren Betreuerinnen und Betreuern. Wir bieten zudem die Möglichkeit, ab der Oberstufe in der Küche im Rahmen unserer internen Berufsintegrationsprogramme zu schnuppern. Das ist sehr beliebt. Die Jugendlichen packen gleich mit an, wo sie helfen können und erhalten einen Einblick in den Arbeitsalltag in der Küche.
In speziellen Fällen nehmen wir Kinder und Jugendliche manchmal auch aus pädagogischen Gründen aus dem Unterricht heraus und geben ihnen die Möglichkeit, sich in der Küche zu beschäftigen. So habe ich beispielsweise auch schon mit fünf Mädchen gemeinsam einen Nachmittag lang Guetzli gemacht.
Wie kamst du zum Schulinternat Aathal?
Mein Weg zur Küchenchefin hier war kompliziert. Ich bekam 2013 die Stelle als Küchenhilfe im Aathal. Diese wurde aber bereits nach sechs Monaten gestrichen. Meine damalige Chefin fand das nicht gut und machte sich stark dafür, dass ich ins Schulinternat Ringlikon versetzt wurde. Der dortige Küchenchef wiederum wurde nach einiger Zeit pensioniert. Ich konnte die Küche jedoch nicht übernehmen, da mir die nötige Ausbildung dazu fehlte. Wie es der Zufall wollte, schrieb das Schulinternat Aathal genau zu dieser Zeit eine Lehre aus. Ich erhielt die Ausbildungsstelle und startete im Herbst 2016 mit 31 Jahren noch eine Ausbildung – ein toller Neuanfang für mich! In zwei Jahren absolvierte ich die Kochausbildung und weil auch der dortige Küchenchef pensioniert wurde, übernahm ich direkt nach der Lehre die Küche. Heute unterstützt mich meine Küchenhilfe im Alltag und wenn wir sehr viel zu tun haben, kann ich immer noch meinen alten Lehrmeister anrufen, der noch immer gerne ab und zu hinter dem Herd steht.
Was gefällt dir besonders an deiner Arbeit?
Dass ich kreativ arbeiten kann und selbst Lösungen für das gewünschte Resultat finden darf. Ich probiere Gerichte aus, optimiere sie und lerne viel Neues über Kochbücher, das Internet oder Weiterbildungen. Es gibt viele spannende Entwicklungen zum Beispiel bei vegetarischen Gerichten oder glutenfreien Broten.
Was mir ebenfalls sehr gefällt, sind die Anlässe mit allen Mitarbeitenden, Kindern und Jugendlichen des Schulinternats Aathal. Vier Mal pro Jahr essen wir zusammen im Haupthaus. Am Anfang des Schuljahres geniessen wir zudem einen gemeinsamen Begrüssungsbrunch. Als nächstes steht das gemeinsame Weihnachtessen an. Dort koche ich immer gerne etwas Spezielles. Auch besonders ist unser jährlicher «Chlaushöck», weil ich mich dort einfach mal hinsetzen und dabei sein kann. Ich bereite im Voraus versteckt im Hintergrund die Chlaussäckli für alle Kinder und Jugendlichen vor. Das mache ich sehr gerne – solange ich nicht das Kostüm anziehen muss, um die Säckli zu übergeben.
Und wie verbringst du deine Freizeit?
Meine grosse Leidenschaft sind meine Tiere. Ich habe ein Pferd, ein Pony, Wachteln, Schildkröten, Wellensittiche und drei Katzen zu Hause. Da gibt es immer etwas zu tun beim Füttern, Misten, Pflegen und all den Arbeiten, die mit Tieren anfallen. Für mich ist es ein wunderschöner Seelenausgleich, wenn ich mich um meine Tiere kümmern darf.
Bleibt noch Freizeit übrig, verbringe ich diese gerne mit kreativen Arbeiten wie Nähen, Stricken, Häkeln oder Basteln. Für mich ist es wichtig, immer aktiv zu sein. Was überhaupt nicht geht, ist einfach nur herumzusitzen und nichts zu tun.
Danke dir, Manuela, für den Einblick in deinen Tag. Ich lasse dich nun in Ruhe deinen Kaffee austrinken.
Autor: Sven Gutknecht